Suez-Krise
Die Sueskrise (auch Suezkrise, Suezkrieg, Sinai-Krieg und Sinai-Feldzug) war ein internationaler Konflikt im Oktober 1956 zwischen Ägypten auf der einen Seite und Großbritannien, Frankreich und Israel auf der anderen Seite. Auslöser war die Verstaatlichung der mehrheitlich britisch-französischen Sueskanal-Gesellschaft durch den Präsidenten Ägyptens, Gamal Abdel Nasser. Dieser wollte dadurch das formal souveräne Ägypten aus der britischen Einflusssphäre befreien. Für Großbritannien hatte der Sueskanal große Bedeutung für die Erdölversorgung. Frankreich war durch die ägyptische Unterstützung der algerischen Befreiungsbewegung FLN motiviert, die gegen die französische Kolonialherrschaft kämpfte. Israel wollte sich aus der arabischen Umklammerung und von andauernden Grenzgefechten mit Palästinensern befreien.
Nach ergebnislosen internationalen Verhandlungen über die Nutzungsrechte am Sueskanal planten Frankreich und Großbritannien, den zu einem „Hitler vom Nil“[1] stilisierten Nasser zu stürzen. Großbritannien, Frankreich und Israel vereinbarten daher, dass Ägypten zuerst von Israel auf der Halbinsel Sinai und am Gazastreifen angegriffen werden würde und Großbritannien und Frankreich dann im Rahmen eines als Vermittlungsmission getarnten Luftlandeangriffs den Sueskanal besetzen und fortan dauerhaft kontrollieren würden.
Nach dem Angriff der drei Staaten auf Ägypten brachten jedoch die USA und die Sowjetunion das anglo-französische Unternehmen vor die UNO und erzwangen auf diesem Weg den Rückzug der französischen, britischen und israelischen Truppen aus den Gebieten, die sie in Ägypten besetzt hatten. Im Dezember 1956 wurde eine UN-Friedenstruppe an die israelisch-ägyptische Grenze verlegt, im März 1957 die Krise beigelegt. Der geplante Sturz Nassers und ein Regimewechsel waren nicht erreicht worden.
Ergebnis war zunächst eine Stärkung der ägyptischen Position im Nahen Osten; mittelfristig führten die Ereignisse zu einer engen Bindung Ägyptens an die Sowjetunion. Der Nahostkonflikt wurde dadurch Teil des Kalten Kriegs. Vor allem aber mussten die alten europäischen Kolonialmächte erkennen, dass sich die beiden Weltmächte USA und Sowjetunion zeitweise für ein gemeinsames Ziel verbünden konnten, obwohl sie Gegner im Kalten Krieg waren. Eigenständige Operationen der Europäer waren folglich nicht mehr möglich; durch die Sueskrise wurde offenbar, dass die Welt nun von den beiden Supermächten dominiert wurde, während Frankreich und Großbritannien zu zweitrangigen Akteuren geworden waren.
Dass Großbritannien und Frankreich versuchten, Ägypten durch militärische Aggression zur Rückgabe des Sueskanals zu zwingen und sein Regime zu stürzen, während zur selben Zeit die Sowjetarmee den Ungarischen Volksaufstand niederschlug, stellte die Länder in der öffentlichen Wahrnehmung überdies auf die gleiche spätimperialistische Stufe. Die bis dahin „letzte Entfaltung des imperialen Machismo“ löste weltweit Empörung und Kritik aus.
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